Der Gloriettesteig bei Stift Zwettl – einer der ältesten Wanderwege

Einleiten möchte ich diesen Blogbeitrag mit einem Zitat: Der Hofschauspieler Johann Anton Friedrich Reil beschreibt am 14. Juli 1823 in seinem Buch „Der Wanderer im Waldviertel“ die vermutliche die Entstehung des heutigen Gloriettesteiges.

 

„Dem Stifte gegenüber, nur durch den Kamp getrennt, besorgen die jungen Geistlichen außer ihren Berufs- und Studienstunden die Verschönerung eines kleinen Waldberges, wo die Natur zu der herrlichsten Anlage eines englischen Gartens Winke gibt. Schon sind Felsen gesprengt, Bogen gespannt, Brücken gelegt, die Wege geebnet, Gebäude geführt und Grotten und Sitze angebracht. Auch die Bäume und Sträucher haben schon Sprache erhalten, denn hie und da findet man vortreffliche Kernsprüche eingeschnitten oder aufgeschrieben …“


Der Gloriettesteig ist tatsächlich einer der ältesten Wanderwege in dieser Gegend. Mit einer Länge von 3,9 km und einer Dauer von ca. 1 Stunde ist es eine sehr angenehme Wanderung.

 

Eine Parkmöglichkeit gibt es direkt beim Stift Zwettl und von dort aus kann es auch gleich zu Fuß losgehen. Wer möchte, kann natürlich noch davor oder danach das wunderschöne Stift Zwettl mit der imposanten Stiftskirche besichtigen.

 

Die Wanderung startet am Parkplatz bei der kleinen Grotte und führt entlang der Stiftsmauern hinab zum Kamp. Ziemlich schnell erreicht man die alte Kammertorbrücke, welche einem den Kamp überqueren lässt. Richtig idyllisch sieht es hier aus. Vor einem erschließt sich ein Bild wie aus einem Bilderbuch. Über dem Fluss erhebt sich eine kleine Anhöhe mit felsiger Struktur. 

Gloriettesteig in Stift Zwettl
Kammertorbrücke

Nach dem Überqueren der Brücke darf man den Steig, welcher direkt zur Gloriette führt, nicht verpassen. Wegweiser beschildern den Wanderweg. Solltet ihr bei dem kleinen Häuschen ankommen, dann seid ihr wohl ein paar Meter zu weit gegangen.

 

https://www.zwalk.at/der-gloriettesteig/

WICHTIG: Das erste Teilstück des Weges ist durch Steine und Wurzeln recht uneben und kurzzeitig zum Kamp hin steil abfallend. Festes Schuhwerk ist empfehlenswert. Bei Schnee und Eis ist dieser Weg absolut nicht zu empfehlen.

Ich liebe diesen Weg – besonders im Frühling, wenn die Natur wieder langsam aus dem Winterschlaf erwacht und an den Bäumen und Sträuchern kleine, grüne Knospen erkennbar sind.

 

Die ersten warmen Frühlingstage sind perfekt für kurze Spaziergänge. Die Sonne lehnt sich zögerlich an die kleinen Hügel an. Einige Bänke am Wegrand laden zum Verweilen ein. Man kann die Gedanken schweifen lassen, einfach nur die Ruhe genießen, auf das angenehme Rauschen des Kamps, welcher sich einige Meter weiter unten durch das kleine Tal schlängelt, hören oder sich des Anblicks erfreuen, welcher sich bietet, wenn der Blick durch das Geäst der Bäume auf das große Stiftsareal fällt.  Wer die Umgebung um sich herum genau unter die Lupe nimmt, kann vielleicht im März schon die ersten Frühlingsblumen finden, welche ihre neugierigen Köpfchen der Sonne entgegenstrecken.

Gloriettesteig
Gloriettesteig

Geht man ein Stück weiter, kommt man zu einem Holzsteg und anschließend zu einer kleinen Höhle, welche mit uns gedanklich eine kleine Zeitreise zurück in die Steinzeit macht. So müssen wohl die Höhlenmalereien unserer Vorfahren ausgesehen haben. Hierbei möchte ich auch gleich ein Kompliment an die „Künstler“ aussprechen, welche tausende Jahre nach der Steinzeit diese Höhle so schön verziert haben.

Ich lasse mir gerne immer besonders viel Zeit, wenn ich hier unterwegs bin. Ich betrachte die Bäume, welche oftmals bizarre Formen angenommen haben, um dem Abhang zu trotzen, ich berühre das frische kühle Moos, welches die Felsen ziert, oder ich höre einfach nur dem Vogelgesang zu.

 

Ziemlich schnell gelange ich dann zur Gloriette. Da ich mir ein Buch mitgenommen habe, lese ich genüsslich darin, bis der Schatten einfällt und es mir zu kalt wird.

 

Nach der Gloriette geht es schön langsam wieder abwärts.

 

WICHTIG: Weiter unten kann es oft und gerade im Frühling recht „gatschig“ werden.

Neugierig geworden?
Ich wünsche euch viel Spaß bei dieser Wanderung!